ao. Prof. Lothar H.: Was ist passiert, was betrifft mich das?

In den letzten Monaten gab es einigen Trubel um den rechten ao. Prof. Lothar Höbelt. Der Ablauf und die Gründe für die Aktionen rund um seine Vorlesung zu “Die Zweite Republik (Österreich)” werden wir im Folgenden darstellen.

Schon vor der Anstellung als außerordentlicher Professor für Neuere Geschichte am Institut für Geschichte 1997, war Höbelt in der rechtsextremen Szene engagiert. So fungierte er 1992 bis 2002 als Konsulent der Freiheitlichen Parteiakademie und zwischen 2000 und 2002 als deren wissenschaftlicher Leiter. 1997 beteiligte er sich an der Verfassung des FPÖ-Parteiprogramms und 1999 verfasste er einen Beitrag zu einer Festschrift für den Holocaustleugner David Irving. Bis zu der Einstellung 2018 verfasste Höbelt häufig Artikel für die ultrarechte Zeitschrift “Die Aula”. Immer wieder fiel er durch grenzwertige Aussagen auf, so verwendete er ein Göbbels zugeordnetes Zitat in einem Witz, verglich er die “Kinderfreunde” strukturell mit der “SS”, hält das Bekenntnis Österreichs zur Mitschuld am 2. Weltkrieg für einen “Marketinggag” und Zeitzeug*innengespräch mit Shoah-Überlebenden für Schulen ungeeignet. Die beiden letzten Aussagen wiederholte er in einem Streitgespräch mit der ÖH Vorsitzenden Jasmin Chalendi vom VSStÖ [1] nur wenige Tage vor dem Jubiläum der Befreiung vom KZ Auschwitz-Birkenau.

Am 23. November sprach Höbelt auf der “Herbstakademie” des selbsternannten “Instituts für Staatspolitik” in Kooperation mit dem ''Freiheitlichen Akademikerverband Steiermark''. Erstere Organisation ist eine Denkfabrik der Neuen Rechten[2] in Deutschland und regelmäßiges Forum für Redner*innen der AFD und der sogenannten "Identitären Bewegung''. Zweitere eine vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands als rechtsextrem eingestufte Vereinigung [3]. Im letzten Jahr hat Höbelt bereits beim ersten, öffentlichen Kongress der AfD-nahen “Desiderius Erasmus Stiftung”[4] gesprochen. Es zeigt sich also ein klares Bekenntnis zur Neuen Rechten in Deutschland und Österreich, neben seiner Rolle im akademischen Kreis der Freiheitlichen.

Als Antwort auf die Teilnahme Höbelts bei der Tagung in Semriach[5] hat die ÖH Uni Wien eine Stellungnahme versendet und zu Protesten gegen Höbelt aufgerufen[6]. Nach zwei Aktionen im Hörsaal der oben genannten Vorlesung kam es zu einer Gegenreaktion von rechtsextremen Gruppierungen: Martin Sellner, Chef der “Identitären Bewegung Österreich”, rief “zum Saalschutz” auf und seit dem kam es zu regelmäßigen Treffen von Rechtsextremen unterschiedlicher Ausprägung im Hörsaal. Dabei kam es zu übergriffigem Verhalten gegen als “links” identifizierte Studierende.

Lothar Höbelt unternahm nichts zum Schutz der Studierenden in seiner Veranstaltung und kommentierte den rechten Aufmarsch zu keinem Zeitpunkt. Schließlich entschied sich das Institut für Geschichte, an die Öffentlichkeit zu gehen und das Verhalten Höbelts zu verurteilen. Seitdem treten auch immer mehr Mitglieder mit ihrer Meinung an die Öffentlichkeit. Wir raten dringend die Stellungnahme zu lesen![7]

Bitte besucht seine Veranstaltungen mit der gebotenen Vorsicht. Wenn ihr euch mit ihm und seiner oft rechtsextremen Hörer*innenschaft nicht wohl fühl, spricht nichts dagegen ihn zu meiden. Solltet ihr noch Fragen zu ihm oder extremenStrukturen auf der Uni Wien haben stehen wir euch gerne jederzeit per Mail oder zu unseren Beratungszeiten zur Verfügung.

 

Liebe Grüße

Studienvertretung Geschichte

Kommentare einiger Mitglieder des Instituts für Geschichte

https://www.derstandard.at/story/2000113875570/causa-hoebelt-die-farce-nach-der-tragoedie

https://www.derstandard.at/story/2000113876231/causa-hoebelt-unverzichtbare-zeitzeugengespraeche

https://www.diepresse.com/5760528/gibt-es-eine-lehrfreiheit-ohne-verantwortung

 

 

Verweise/Links:

[1] Streitgespräch zwischen Höbelt und ÖH Uni Wien Vorsitzende Jasmin Chalendi vom VSStÖ

https://www.derstandard.at/story/2000113530780/schlacht-ums-ns-gedenken-wie-politisch-darf-die-uni-sein

[2] https://hpd.de/artikel/institut-fuer-staatspolitik-14451

[3] Erkennen - Rechtsextremismus - Neues von ganz rechts - Archiv - August 2015 - "Arbeitslager" für Ausländer

[4] https://www.sueddeutsche.de/politik/rechtspopulisten-die-afd-schafft-sich-eine-rechte-kaderschmiede-1.4035412

[5] https://staatspolitik.de/4-herbstakademie-in-semriach-zum-thema-volk-jetzt-anmelden/

[6] https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20191030_OTS0008/professor-fuer-geschichte-spricht-auf-rechtsextremer-tagung

[7] Stellungnahme Institut für Geschichte https://ifg.univie.ac.at/news-events/einzelansicht/news/stellungnahme/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=7cc30982ea8505515c55c4c65c2f4538